LOSLASSEN - SO GELINGT VERÄNDERUNG

Loslassen - so gelingt Veränderung – Einfach mal loslassen – geht das?

Was ist dieses Phänomen, das in bestimmten Situationen unseren Blutdruck ansteigen lässt, das zu Anspannung führt oder sogar ein Gefühl der Hilflosigkeit oder Verzweiflung hervorrufen kann?  Existenzängste, Angst um die Gesundheit, Angst vor Veränderung, Angst was kommt löst eine enorme Stresskette aus.

Gerade jetzt, wo wir alle vor großen Veränderungen stehen, steigt unser innerer Stress. Dieser fordert plötzlich innere Stimmen ans Tageslicht und wir schaffen es, uns richtig unter Druck zu setzen.

Botschaften wie

  • „Sei stark!“
  •  „Du musst das alleine schaffen!“
  • „Niemandem zeigen, dass du Hilfe brauchst!“
  • „Du brauchst keine Angst haben“!

kommen in uns zum Vorschein. Und obwohl wir wissen, dass wir nicht alles alleine bewältigen müssen, dass wir um Hilfe bitten könnten, geben wir nach wie vor alles und powern weiter. Aber wie lange halten wir dies durch?

Wie können wir diese Stimmen zur Ruhe bringen? Wie können wir den Veränderungsprozess in uns voranbringen?

Die gute Nachricht: 

Alles ist möglich, wenn wir unsere Verhaltensmuster ändern.

 

Erkennen – Bewerten - Beruhigen

Erkennen

Wir unterscheiden in der Psychologie 5 Antreiber, die unsere Verhaltensmuster prägen.

  • „Sei stark!“
    Ihr Glaubenssatz lautet:
    „Bloß keine Schwächen zeigen“
  • „Mach es allen und alles recht!“
    Ihr Glaubenssatz lautet:
    „Ich bin nur dann wertvoll, wenn die anderen mit mir zufrieden sind“
  • „Sei perfekt!“
    Ihr Glaubenssatz lautet:
    „Es ist nicht gut genug! Ich muss es besser machen!
  • „Streng dich an!“
    Ihr Glaubenssatz lautet:
    „Ich muss mich anstrengen! Ohne Fleiß kein Preis!“
  • „Ich bin zu langsam!“
    Ihr Glaubenssatz lautet:
    „Ich muss schneller sein, sonst werde ich nicht fertig.“

Die Botschaft dahinter?

Als Kleinkinder haben wir konkrete Verhaltensmuster entwickelt, um auf unser Umfeld (Eltern, Erzieher, Lehrer, etc..) und ihre – ausgesprochenen oder unausgesprochenen – Erwartungen zu reagieren.

Botschaften wie

  • „Reiß dich zusammen!“
  • „Zeig keine Gefühle!“
  • „Du darfst nicht aufgeben!“
  • „Du musst es schaffen!“

haben wir oft gehört.

Wir haben gelernt zu kämpfen und keine Gefühle zu zeigen und zuzulassen. Und nur dann, so meinen wir, haben wir Liebe und Anerkennung von den Eltern und Bezugspersonen erhalten. Und weil das so gut funktioniert hat, haben wir diese Muster verinnerlicht und leben sie noch heute. Und wollen nach außen stark sein, immer alles alleine schaffen, nie um Hilfe bitten.

Bewerten

Heute, als Erwachsene, brauchen wir unsere Antreiber nicht mehr. Zumindest können wir selber entscheiden, wann wir sie wirken lassen wollen. Betrachten Sie zuerst die positiven Aspekte des Antreibers.

Beim „Sei stark“-Antreiber können wir stolz sein, dass wir so ehrgeizig sind. Dass wir uns auch an große Aufgaben herantrauen. Dass wir Dinge auch allein erledigen können. Wenn wir uns aber ausgebrannt oder falsch verstanden fühlen, dann machen wir uns klar, dass wir selbst entscheiden können, wieviel Energie es uns einbringt. Und wann wir auch mal um Hilfe bitten oder eine Aufgabe ablehnen können.

Erlauben

Wir machen uns eines klar: Kein Mensch kann immer stark sein! Auch wir dürfen mal schwach sein, Gefühle zeigen, um Rat fragen. Dies gilt in Führungspositionen als echte Stärke. Testen wir es einfach mal. Und zeigen wir uns Freunden und Kollegen auch einmal von unserer weichen Seite. Wünschen wir uns mal Unterstützung und Nähe. Und überprüfen wir, wie sich das anfühlt. Wir werden spüren, wie sich Erleichterung einstellt.

Von der erfolgreichen Referentin zum „wenn du es Eilig hast, gehe langsam“

Meine Antreiber „Sei stark“ und „Sei perfekt“ haben mich zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau und Referentin entwickelt. In meiner 20jährigen Tätigkeit habe ich erkannt, dass „die Zwei“ mir das Leben aber auch echt anstrengend machen. Und habe gelernt, sie zu beruhigen. „Ich muss nicht immer die Schnellste sein. Ich darf auch mal schwach sein, genießen, langsam machen“. So lasse ich heute gern andere „Erfolgreiche“ an mir vorbeiziehen. Hauptsache oben auf dem Weinberg kann ich das Glas Wein genießen.

Andrea Räuber 16.04.2020